Friedrich Wilhelm Murnau (1888–1931) gehört zu den international bedeutendsten Regieführenden des frühen Films. Weltruhm erlangte er bereits 1922 in Berlin mit ›Nosferatu‹, dem unangefochtenen Klassiker der Stummfilmära. Die UFA-Produktion ›Der letzte Mann‹ (1924) mit Emil Jannings in der Hauptrolle ließ Hollywood endgültig aufhorchen. So wurde Murnau zu einem der ersten deutschen Filmschaffenden, die lange vor der durch Hitler erzwungenen Emigration ihre Karriere erfolgreich in den USA fortsetzen konnten. Für die Fox drehte er dort unter anderem ›Sunrise‹, der 1929, bei der ersten Oscar-Verleihung überhaupt, drei Oscars gewann.
Das Südsee-Melodram ›Tabu‹, das Murnau auf eigene Kosten und unter Einsatz seines Vermögens auf Tahiti drehte, sollte sein letzter Film werden. 1931 kam er bei einem Autounfall auf der Küstenstraße von Santa Barbara ums Leben.
In Zusammenarbeit mit dem Nachlass Murnaus, der bei aller Diskretion nie ein Geheimnis aus seiner Homosexualität gemacht hat, veröffentlichen wir hier erstmals Bilder aus seinem privaten Fotoalbum. Größtenteils von ihm selbst aufgenommen zeigen sie junge Männer bei Ausflügen in die Umgebung von Berlin und später in seiner Villa in Los Angeles, atmosphärische Ansichten von New York, entspannte Urlaubssituationen an Bord einer Yacht, Kollegen wie Ernst Lubitsch oder Künstlerfreunde wie Henri Matisse, der ihn in der Südsee besuchte, schließlich Impressionen von den Filmarbeiten auf Tahiti – Einblicke in das Privatleben und die Obsessionen eines kultivierten, in visionären Bildern denkenden Augenmenschen.