No Angels
Mae West, Rosalind Russell und Carole Lombard
Allgemeine Informationen
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Publikation
Retrospektive der 72. Internationalen Filmfestspiele Berlin
Die Retrospektive der Berlinale 2022 präsentiert das komödiantische Œuvre der drei US-amerikanischen Schauspielerinnen Mae West, Rosalind Russell und Carole Lombard. Im Fokus stehen rund 30 Filme, in denen die jeweils unverwechselbaren Handschriften der Darstellerinnen im Genre der klassischen Hollywoodkomödie zum Ausdruck kommen.
Hollywood war seit 1934 vom Hays Code geprägt, einer freiwilligen Selbstkontrolle, deren Aufgabe es war »moralisch bedenkliche« Inhalte zu unterbinden. Den drei Schauspielerinnen gelang es auch in jener Zeit, ihre Rollen selbst zu gestalten, sich auf eigene Art gegen das Studiosystem zu behaupten und die Regeln des Hays Code zu unterwandern.
Zu den Schauspielerinnen
Mae West
Als 39-Jährige begann Mae West ihre Karriere beim Film. Die schon vorher erfolgreiche Theater- und Varietédarstellerin debütierte in Archie Mayos ›Night After Night‹ (USA 1932). In kurzer Zeit avancierte sie zur höchstbezahlten Schauspielerin der 1930er-Jahre. Die Selbststilisierung ihrer Figur wurde, entgegen der damaligen Schönheitsideale, ihr ureigenes Markenzeichen. Die meisten ihrer insgesamt 12 Spielfilme werden in der Retrospektive zu sehen sein, darunter Wesley Ruggles’ ›I’m No Angel‹ (›Ich bin kein Engel‹, USA 1933) sowie Raoul Walshs ›Klondike Annie‹ (USA 1936), in dem Mae West ihre wohl umstrittenste Rolle als die anrüchige Frisco Doll spielt, die auf der Flucht nach Alaska die Identität der frommen Sister Annie annimmt. Aufgrund des offensiven Umgangs mit ihrem Sex-Appeal geriet Mae West, die die Storys und Drehbücher ihrer Filme überwiegend selbst verantwortete, immer wieder mit der Filmzensur in Konflikt.
Rosalind Russell
Rosalind Russell gelang der Durchbruch als Komödiendarstellerin mit George Cukors ›The Women‹ (›Die Frauen‹, USA 1939). Danach spielte sie in ihrer langen Filmkarriere abwechselnd immer wieder ernste und komische Rollen. In den Komödien sind Russells Figuren häufig erfolgreiche Geschäftsfrauen, die sich zwischen Liebe und Karriere entscheiden müssen. Sie besteht als schlagfertige Journalistin in ›Four’s a Crowd‹ (›Liebe zu viert‹, USA 1938, Regie: Michael Curtiz) oder als abgeklärte Richterin in ›Design for Scandal‹ (›Rache ist süß‹, USA 1941, Regie: Norman Taurog) in einer von Männern dominierten Welt. Immer wieder beweist Russell in ihren Filmen mit perfektem Timing und physischer Virtuosität ihre Meisterschaft in der Slapstick-Komik. Ihre schauspielerische Gewandtheit wird in dieser Retrospektive wiederentdeckt.
Carole Lombard
Carole Lombard trat bereits in Stummfilmen auf, bevor sie – wie auch Mae West – in den 1930er-Jahren zum Star der Paramount Pictures avancierte. Bis zu ihrem frühen Unfalltod 1942 wirkte sie in über 40 Spielfilmen mit, ein Großteil davon sind Komödien. Ihre feminin angelegten, von den Typen der Naiven bis zur eleganten Dame von Welt reichenden Interpretationen prägen die Filme: Sie brilliert als sorglose, reiche Tochter in ›My Man Godfrey‹ (›Mein Mann Godfrey‹, USA 1936, USA: Gregory La Cava), als temperamentvolle Schauspielerin in ›Twentieth Century‹ (›Napoleon vom Broadway‹, USA 1934, Regie: Howard Hawks) und in ›No Man of Her Own‹ (USA 1932, Regie: Wesley Ruggles) als Kleinstadtmädchen, das sich nach der großen Welt und der noch größeren Liebe sehnt. Leichtigkeit, Charme und Witz verbinden sich in ihrem Schauspielstil, der sich als besonders variantenreich erweist.
Die Filme der Retrospektive
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Belle of the Nineties
USA 1934, Regie: Leo McCarey
mit Mae West, Roger Pryor, Johnny Mack Brown, John MiljanIm amerikanischen Süden gerät eine Vaudeville-Sängerin an einen betrügerischen Barbesitzer, der sie um ihre Diamanten zu prellen versucht. In der musikalischen Komödie brilliert Mae West als »die größte Sensation des 19. Jahrhunderts«.
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Design for Scandal
USA 1941, Regie: Norman Taurog
mit Rosalind Russell, Walter Pidgeon, Edward Arnold, Lee BowmanEine prinzipienstarke Richterin lässt sich von einem vermeintlichen Künstler umgarnen. Sie ahnt nicht, dass er von einem Kläger beauftragt wurde, sie in einen Skandal zu verwickeln. Eine romantische Komödie mit Slapstick-Elementen.
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Every Day’s a Holiday
USA 1938, Regie: A. Edward Sutherland
mit Mae West, Edmund Lowe, Charles Butterworth, Charles WinningerEine Trickbetrügerin wird Revuestar. Als der Polizeichef ihr weiterhin nachstellt, mischt sie sich in die Politik ein. Genüsslich demontiert Mae West in ihrem letzten Film für das Paramount-Studio einen korrupten Vertreter der Obrigkeit.
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Four’s a Crowd
USA 1938, Regie: Michael Curtiz
mit Errol Flynn, Olivia de Havilland, Rosalind Russell, Patric KnowlesEine Reporterin verliebt sich in den Chefredakteur. Als der einen Flirt mit der Verlobten des Verlegers beginnt, hofft dieser wiederum auf die Zuneigung der Reporterin. Eine turbulente Screwball-Komödie mit Rosalind Russell und Errol Flynn.
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Goin’ to Town
USA 1935, Regie: Alexander Hall
mit Mae West, Paul Cavanagh, Gilbert Emery, Marjorie GatesonEine Saloon-Sängerin gelangt an ein Ölfeld und damit an ein Vermögen. Selbstbewusst kämpft sie um ihre Anerkennung durch die High Society und den begehrten Mann. Eine Aufsteigerkomödie, in der Mae West den Geldadel energisch zurechtstutzt.
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Go West Young Man
USA 1936, Regie: Henry Hathaway
mit Mae West, Warren William, Randolph Scott, Alice BradyEine Star-Schauspielerin strandet nach einer Autopanne in einer ländlichen Pension, wo ein gut gebauter Automechaniker ihre Aufmerksamkeit erregt. Eine doppelbödige Film-im-Film-Komödie, in der Mae West einmal mehr das letzte Wort hat.
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Hands Across the Table
USA 1935, Regie: Mitchell Leisen
mit Carole Lombard, Fred MacMurray, Ralph Bellamy, Astrid AllwynEine New Yorker Maniküre ist fest entschlossen, einen reichen Mann zu heiraten, verliebt sich aber in einen armen. Kritiker*innen entdeckten in dieser Komödie mit ausgeprägten sozialen Kontrasten einen Vorläufer von ›Breakfast at Tiffany’s‹.
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Hired Wife
USA 1940, Regie: William A. Seiter
mit Rosalind Russell, Brian Aherne, Virginia Bruce, Robert BenchleyEine Sekretärin geht eine Ehe mit ihrem Chef ein, um sein Geld für ihn zu sichern. Weil sie ihn tatsächlich liebt, will sie die kurzfristige Transaktion in eine dauerhafte Anlage umwandeln. Wie immer ist Rosalind Russell eine sichere Bank!
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His Girl Friday
USA 1940, Regie: Howard Hawks
mit Cary Grant, Rosalind Russell, Ralph Bellamy, Gene LockhartEine geschiedene Reporterin lässt sich von ihrem Ex-Mann und Ex-Chef, überreden, einen letzten Artikel für ihn zu schreiben. Während einer chaotischen Nacht finden sie wieder zueinander. Ein Screwball-Klassiker mit Rosalind Russell und Cary Grant.
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I’m No Angel
USA 1933, Regie: Wesley Ruggles
mit Mae West, Cary Grant, Gregory Ratoff, Edward ArnoldFrivole Komödie um eine Varietékünstlerin, die sich einen wohlhabenden Mann aus der New Yorker High Society angelt. Als liebeshungrige Löwenbändigerin legt Mae West eine bemerkenswerte Karriere hin – und die Männer reihenweise aufs Kreuz.
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Klondike Annie
USA 1936, Regie: Raoul Walsh
mit Mae West, Victor McLaglen, Philip Reed, Helen Jerome EddyEine in Kalifornien wegen Mordes gesuchte Sängerin gibt sich in einer Goldgräberstadt als Ordensschwester aus. Zu ihren Missionserfolgen gehört ein Polizist, der ihrem Charme verfällt. Anbetungswürdig: Mae West als amoralische Abenteuerin.
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Lady by Choice
USA 1934, Regie: David Burton
mit Carole Lombard, May Robson, Roger Pryor, Walter ConnollyEine frivole Tänzerin adoptiert zu PR-Zwecken eine alte Dame. Als Stadtstreunerin mit allen Wassern und Whiskys gewaschen, entpuppt diese sich als toughe Managerin. Die Komödie bricht eine Lanze für Frauen mit angeblich »schlechtem Ruf«.
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Mr. & Mrs. Smith
USA 1941, Regie: Alfred Hitchcock
mit Carole Lombard, Robert Montgomery, Gene Raymond, Jack CarsonEin streitlustiges Ehepaar muss erfahren, dass seine Trauung rechtsungültig ist. Bis es zur Wiederannäherung kommt, hat der Gatte in Alfred Hitchcocks längst zum Klassiker gereiften Screwball-Komödie etliche Eifersuchtsqualen zu erleiden.
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My Little Chickadee
USA 1940, Regie: Edward F. Cline
mit Mae West, W. C. Fields, Joseph Calleia, Dick ForanEine muntere Wildwest-Geschichte mit zwei Superstars der Hollywood-Komödie. In der Romanze um einen maskierten Banditen liefern sich W. C. Fields und Mae West ein scharfzüngiges Duell, bei dem jeder Dialog zum verbalen Schusswechsel wird.
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My Man Godfrey
USA 1936, Regie: Gregory La Cava
mit William Powell, Carole Lombard, Alice Brady, Gail PatrickEine junge verwöhnte New Yorkerin liest einen Obdachlosen auf und engagiert ihn als Butler für ihre reiche, dysfunktionale Familie. Eine geistreich-witzige Depressionskomödie, deren überdrehte Handlung Züge des absurden Theaters annimmt.
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My Sister Eileen
USA 1942, Regie: Alexander Hall
mit Rosalind Russell, Brian Aherne, Janet Blair, George TobiasZwei Schwestern aus der Provinz suchen das Glück in New York. Ihr kleines Kellerapartment wird zum Durchlauferhitzer für launige Nachbarn, komische Typen und Männer auf Freiersfüßen. Die wunderbar chaotische Adaption eines Broadway-Hits.
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Night After Night
USA 1932, Regie: Archie Mayo
mit George Raft, Constance Cummings, Wynne Gibson, Mae WestDer Besitzer eines Nachtclubs verliert sein Herz an eine junge Frau. Und sein Lokal soll er an Gangster abtreten. Als schlagfertige Lebedame erwies sich Mae West bei ihrem Filmdebüt als die eigentliche Attraktion im New Yorker Nachtleben.
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No Man of Her Own
USA 1932, Regie: Wesley Ruggles
mit Clark Gable, Carole Lombard, Dorothy Mackaill, Grant MitchellEin professioneller Falschspieler heiratet eine Kleinstadtbibliothekarin, die im sündigen New York einen besseren Menschen aus ihm machen will. Carole Lombard und Clark Gable, später auch im Leben ein Paar, zanken sich in einer heiteren Komödie.
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Nothing Sacred
USA 1937, Regie: William A. Wellmann
mit Carole Lombard, Frederic March, Charles Winniger, Walter ConnollyEin New Yorker Journalist stellt das Schicksal einer angeblich todkranken Kleinstadtschönheit groß heraus. Doch tatsächlich ist sie kerngesund. Der Rundumschlag gegen Sensationsgier und angemaßte Betroffenheit ist ein großes Kinovergnügen in Technicolor.
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She Done Him Wrong
USA 1933, Regie: Lowell Sherman
mit Mae West, Cary Grant, Owen Moore, Gilbert RolandEine Komödie um kriminelle Machenschaften in einem New Yorker Amüsierbetrieb, 1892. Und mittendrin: Mae West, die als durchtriebener Gesangsstar und Gangstergeliebte ein Auge auf den Offizier der Heilsarmee (gespielt von Cary Grant) geworfen hat.
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Take a Letter, Darling
USA 1942, Regie: Mitchell Leisen
mit Rosalind Russell, Fred MacMurray, Macdonald Carey, Constance MooreEine Businessfrau zwischen zwei Männern: der eine ist Millionär, der andere ein verarmter Künstler und ihr Sekretär. Für die Rolle der Frau, die im Geschlechterkampf an zwei Fronten kämpft, war Rosalind Russell genau die richtige Wahl.
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This Thing Called Love
USA 1941, Regie: Alexander Hall
mit Rosalind Russell, Melvyn Douglas, Binnie Barnes, Allyn JoslynEine frisch Verheiratete glaubt, eine spätere Scheidung vermeiden zu können, indem sie sich ihrem Bräutigam in den ersten drei Monaten ihrer Ehe sexuell verweigert. Eine vergnügliche Farce mit der sehr verführerischen Rosalind Russell.
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To Be or Not to Be
USA 1942, Regie: Ernst Lubitsch
mit Carole Lombard, Jack Benny, Robert Stack, Felix BressartWarschau, 1939: Eine polnische Theatertruppe wirft sich in deutsche Uniformen, um einen Nazi-Agenten auszuschalten. Lubitschs berühmtester Film ist eine prächtige Anti-Nazi-Satire. Er zeigt eine glanzvolle Carole Lombard in ihrer letzten Rolle.
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True Confession
USA 1937, Regie: Wesley Ruggles
mit Carole Lombard, Fred MacMurray, John Barrymore, Una MerkelEine Möchtegern-Schriftstellerin gesteht einen Mord, den sie nicht begangen hat. Vor Gericht wagt sie nicht, sich ihrem wahrheitsliebenden Ehemann und Anwalt als Lügnerin zu offenbaren. Eine Ehe- und Justizkomödie mit ironischen Pointen.
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Twentieth Century
USA 1934, Regie: Howard Hawks
mit John Barrymore, Carole Lombard, Walter Connolly, Roscoe KarnsEinem Theaterimpresario läuft die Schauspielerin weg. Bei einer Zugfahrt versucht er, sie zurückzugewinnen, und sei es mit unfairen Mitteln. Das temperamentvolle Duell zwischen Carole Lombard und John Barrymore prägte das Genre der Screwball-Komödie.
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What a Woman!
USA 1943, Regie: Irving Cummings
mit Rosalind Russell, Brian Aherne, Willard Parker, Alan DinehartScrewball im Kulturbetrieb: Die erfolgreichste New Yorker Literaturagentin hat Schwierigkeiten damit, den provinziellen Autor eines aufwühlenden Liebesromans zu einem entsprechend temperamentvollen Hollywood-Schauspieler umzumodeln.
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The Women
USA 1939, Regie: George Cukor
mit Norma Shearer, Joan Crawford, Rosalind Russell, Mary BolandDie Ehe einer reichen New Yorkerin zerbricht, als ihre Freundinnen vom Verhältnis ihres Mannes erfahren. Eine nur mit Frauen besetzte Gesellschafts- und Geschlechtersatire, in der Rosalind Russell als bissige Intrigantin brilliert.