Perspectives of Ukrainian Cinema
Informationen für Kinos und Festivals bei Interesse an der Filmreihe
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Broschüre (4,2MB)
Die Deutsche Kinemathek bietet Informationen und Materialien zur Filmreihe zur weiteren Verwendung an. In drei Sprachen. Laden Sie die Broschüre hier herunter!
Kontakt: Elisa Jochum, ejochum [at] deutsche-kinemathek.de (ejochum[at]deutsche-kinemathek[dot]de)
Allgemeine Informationen
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Berlin
12.–30.6.22
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Hamburg
14.–30.6.22
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Leipzig
15.–20.6.22
Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg mitten in Europa. Der russische Angriff auf die Ukraine erschüttert auch die deutsche Gesellschaft bis ins Mark. Die Solidarität mit Ukrainer*innen und der Wille zu helfen sind bei vielen groß. Gleichzeitig ist schlagartig das Bewusstsein erwachsen, dass wir hierzulande kaum etwas über die Ukraine und ihre Kultur wissen. Es gibt so viel zu erfahren über das ukrainische Selbstverständnis, Diskurse, Perspektiven, Menschen und Orte im Land. Und wie besser die uns vielfach in Bildern erreichenden Kriegsmeldungen einordnen als im Bild selbst?
Zwischen dem 12. und 30. Juni 2022 gestalten die Deutsche Kinemathek und teilnehmende Kinos in Berlin, Hamburg und Leipzig eine facettenreiche ukrainische Filmreihe, flankiert von Einführungen und Gesprächen mit ukrainischen Filmemacher*innen und Kulturakteur*innen. Das Programm wird kuratiert von Victoria Leshchenko und Yuliia Kovalenko, die mit ihrer Filmkurator*inneninitiative sloїk film atelier unterrepräsentierten Stimmen Raum geben und sie international fördern.
Die russische Kriegsrhetorik propagiert, dass die Ukraine ein künstlicher Staat ohne eigene Kultur und Geschichte sei. Diese Filmreihe beweist das Gegenteil. Seit den Anfängen des Kinos wird in der Ukraine eine große Leidenschaft für diese Kunstform gehegt. Über ein Jahrhundert hinweg haben ukrainische Filmemacher*innen immer wieder dezidiert und experimentierfreudig versucht, eine Bildsprache zu entwickeln, mit der sie die Geschichte und Gegenwart ihres Landes reflektieren, diese neu interpretieren und von der Zukunft träumen – auch größten Widrigkeiten zum Trotz. Aktuell erlebt das ukrainische Kino einen regelrechten Boom. Eine neue Generation von Regisseur*innen knüpft an das reiche filmische Erbe des Landes an und zeugt von einer lebendigen, unabhängigen Kinokultur in der Ukraine.
Mit einer großen Vielfalt an Filmen zeichnet die Reihe nicht nur eine unverwechselbare Landkarte der jüngeren ukrainischen Filmkunst, sondern auch der ukrainischen Geografie, Geschichte und Gesellschaft. Das Spektrum an Filmen umfasst eine Komödie im Westen der Ukraine (›My Thoughts are Silent‹), eine Tragikomödie aus dem Süden (›Volcano‹), Dokumentarfilme über das Familienleben im Osten des Landes (›The Earth is Blue as an Orange‹, ›Territory of Empty Windows‹), ein bemerkenswertes dokumentarisches Experiment direkt von der Kriegsfront (›War Note‹), ein Drama in einem Dorf im Donbass, das zum Epizentrum des Abschusses des Malaysian Airlines Fluges 17 wurde (›Klondike‹), eine Rekonstruktion der jüngsten ukrainischen Vergangenheit (›Nail‹) sowie ein in der nahen Zukunft spielendes Drama, das ausschließlich mit Veteran*innen und Freiwilligen aus dem Krieg in der Ostukraine besetzt ist (›Atlantis‹).
Eröffnet wird die Reihe mit einem Klassiker des ukrainischen Kinos von Oleksandr Dovzhenko (›Arsenal‹). Gemeinsam ergeben diese Geschichten eine lebendige Polyphonie – einen einzigartigen Klang aus dem Herzen Europas.
Die Filme werden mit englischen Untertiteln gezeigt, die Filmgespräche finden in englischer Sprache statt. Der Eintritt zu allen Vorführungen ist frei.
Eine Veranstaltung der Deutschen Kinemathek, gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Wir danken unseren Partnern, dem City Kino Wedding und dem Delphi Lux in Berlin, dem Abaton Kino in Hamburg und der Schaubühne Lindenfels in Leipzig.
Filme
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Arsenal
UdSSR 1929, Regie: Oleksandr Dovzhenko, 93'
(Musik: Guy Bartell und Bronnt Industries Kapital) (Stummfilm)Dieser epische Film erzählt die Geschichte der Niederschlagung des bolschewistischen Aufstands in der Arsenal-Fabrik Kyivs durch die Truppen des Zentralrats im Jahr 1918. In der sowjetischen Mythologie ist der Aufstand im Arsenal nichts weniger als die Schlüsselepisode des bolschewistischen Märtyrertums in der Ukraine. Es sei jedoch daran erinnert, dass es sich bei dem Aufstand weniger um einen der Kyiver Bürger*innen gegen den Zentralrat handelte, sondern vielmehr um einen Protest russischer Arbeiter*innen gegen diesen Rat, angestiftet von den um die Macht in der Ukraine konkurrierenden Bolschewiki.
›Arsenal‹ gilt als eines der herausragenden expressionistischen Werke des ukrainischen Filmkanons.
Oleksandr Dovzhenko, der von den Ideen der nationalen Befreiung und der sozialen Revolution fasziniert war, stellte die Ereignisse des Aufstands an den Rand der Erzählung und schuf so einen politischen Vorzeigefilm für die ukrainische Intelligenz auf beiden Seiten des Bürgerkriegs. Anstatt auf einer klaren politischen Botschaft zu beharren, beschreibt der Film das Chaos des Krieges.
Der Film wurde 1929 veröffentlicht. Fast hundert Jahre später findet sich die Ukraine inmitten eines neuen Krieges wieder. Die aktuellen Ereignisse rufen nicht nur zu einer Auseinandersetzung mit den Geschehnissen des frühen 20. Jahrhunderts auf, sondern auch mit der Art und Weise, wie sie von den ukrainischen Filmemacher*innen wahrgenommen und reflektiert wurden. ›Arsenal‹ wird mit einer Musikkomposition von Bronnt Industries Kapital gezeigt.
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Atlantis
UKR 2019, Regie: Valentyn Vasyanovych, 108'
(Spielfilm)Ostukraine in der nahen Zukunft. Eine Wüste, die für menschliche Besiedlung ungeeignet ist. Sergiy, ein ehemaliger Soldat, der unter PTBS leidet, hat Schwierigkeiten, sich an seine neue Realität anzupassen: ein Leben in Scherben, ein Land in Trümmern. Als die Schmelzhütte, in der er arbeitet, schließlich geschlossen wird, findet er einen unerwarteten Weg, damit fertig zu werden. Er schließt sich der Freiwilligenmission Schwarze Tulpe an, die sich der Exhumierung der Kriegstoten widmet. Durch seine Arbeit an der Seite von Katya begreift er, dass eine bessere Zukunft möglich ist. Wird er lernen, ohne den Krieg zu leben und sich so zu akzeptieren, wie er ist?
Dieses post-apokalyptische Drama wirft die Frage nach der Nachkriegs-Ukraine auf. Wie wird das Land ein Jahr nach dem Ende des Krieges aussehen? Wird es aufblühen? Wird es fähig sein, Glück wieder zuzulassen? Oder wird der Krieg auch nach seinem Ende noch allgegenwärtig sein? In der nüchternen Vision des Regisseurs sickert die durch den Krieg verursachte Katastrophe vor allem in den Alltag und die menschlichen Beziehungen hinein. In dieser neuen Welt ist Archäologie nur noch die Fähigkeit, Leichen auszugraben. Alle Rollen in diesem Film wurden von Soldat*innen, Freiwilligen und Veteran*innen des Krieges in der Ostukraine gespielt.
Bester Film in der Sektion Horizonte bei den 76. Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2019, Bester Film und Entdeckung des Jahres bei den Ukrainischen Filmkritikerpreisen 2020, Bester Film und Beste Kamera bei den Ukrainischen Nationalen Filmpreisen 2021.
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Klondike
UKR/TR 2022, Regie: Maryna Er Gorbach, 100'
(Drama)Juli 2014: Die werdenden Eltern Irka und Tolik leben in einem Dorf in der ostukrainischen Region Donezk nahe der russischen Grenze, einem umkämpften Gebiet in den frühen Tagen des Krieges im Donbass. Der Abschuss des Passagierflugzeugs MH17 in unmittelbarer Nähe verstärkt die Spannung im Dorf und bereitet der nervösen Vorfreude auf die Geburt ihres ersten Kindes ein jähes Ende. Das Wrack des abgeschossenen Flugzeugs und der ankommende Strom von Trauernden unterstreichen das surreale Trauma des Augenblicks.
Während Toliks separatistische Freunde erwarten, dass er sich ihrem Kampf anschließt, bezichtigt ihn Irkas Bruder des Verrats an der Ukraine. Irka weigert sich, das Dorf zu verlassen, selbst als es von den Streitkräften eingenommen wird. Sie versucht, Frieden zwischen ihrem Mann und ihrem Bruder zu stiften, indem sie die beiden bittet, ihr zerbombtes Haus wieder aufzubauen.
Dieser Film ist ein frischer und kompromissloser Spielfilm von Maryna Er Gorbach – einer leidenschaftlichen Filmemacherin mit einem scharfen Auge für Details. Der Film beschreibt einen Ort, an dem eine starke Frau bald ein Kind zur Welt bringen wird. Ihr Zuhause ist ein Dorf an der Grenze zu Russland – das bald von den Russen besetzt wird – aber sie ist fest entschlossen zu bleiben, komme, was wolle. Durch den Abschuss des Passagierfluges der Malaysia Airlines wird der Film zudem Schauplatz einer gewaltigen menschlichen Katastrophe. Und er erzählt eine universelle Geschichte. Eine persönliche Tragödie über eine aus ideologischen Gründen getrennte Familie, in der sich die Menschen, die sich am nächsten stehen, als die bittersten Feinde erweisen. Der Film spiegelt die heutige Ukraine in ihrer ganzen Komplexität wider. Die Welt ist nicht mehr grau, sondern schwarz-weiß, und die Protagonist*innen stehen vor der Wahl, für eine bessere Zukunft zu überleben oder dafür zu sterben.
Regiepreis im Sundance World Dramatic Wettbewerb 2022, Panorama-Publikumspreis bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin 2022.
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My Thoughts are Silent
UKR 2019, Regie: Antonio Lukich, 104'
(Drama/Tragikkomödie)Vadym ist zweiundzwanzig. Er ist Tontechniker und er ist Pessimist. In drei Monaten geht er nach Kanada. Für immer. Vor seiner Abreise erhält er den Auftrag, die Stimme eines sehr seltenen Vogels aufzunehmen, der nur in den Bergen der ukrainischen Region Transkarpatien vorkommt.
Diese Komödie begleitet einen Sohn und seine Mutter auf einer Reise in den Westen der Ukraine. Die Reise gibt ihnen nicht nur Gelegenheit, ihre Beziehung, sondern auch sich selbst zu reflektieren – wer sind sie und was bedeutet für sie Heimat? Diese für das ukrainische Kino besonders wichtige Identitätsfrage nimmt hier die paradigmatische Form eines Leitmotivs an und bietet Raum für Humor und einen frischen Blick auf die moderne Ukraine.
Preis der Ukrainischen Filmkritik 2019, Entdeckung des Jahres und Bester Film des Jahres 2020 bei den Ukrainischen Nationalen Filmpreisen.
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Nail
UKR 2016, Regie: Philip Sotnychenko, 32‘
(Kurzfilm)Valentyna arbeitet in Lichtenstein. Bis zu ihrem 13. Lebensjahr lebte sie in Kyiv. 1996, während wirtschaftlich schwierigen Zeiten in der Ukraine, wanderte Valentyna mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater in die Schweiz aus. Zwanzig Jahre später tauchen plötzlich VHS-Kassetten auf, die ihre ukrainische Vergangenheit wieder aufleben lassen – eine Vergangenheit, die so fern und gleichzeitig so nah scheint.
Der Film rekonstruiert sorgfältig die Ästhetik von VHS und spielt mit ihr. Mit ihren Kratzern und ihrer Rauheit wird sie zum Sinnbild für die gesamte Ära der Ukraine der 1990er-Jahre. Gleichzeitig reflektiert der Regisseur, wie die postkommunistische Unabhängigkeit des Landes nach 1991 einen tiefgreifenden wirtschaftlichen und sozialen Wandel auslöste. Diese einzigartige Erfahrung, sich frei, aber unsicher zu fühlen, hielten viele Filmamateur*innen mit ihren heimischen VHS-Kameras fest.
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Territory of Empty Windows
UKR 2020, Regie: Zoya Laktionova, 10‘
(Kurzfilm/Dokumentarfilm)Krieg und Umweltzerstörung sind zwei Themen, die den Alltag der Bevölkerung von Mariupol durchdringen. Der Zweite Weltkrieg und das örtliche Stahlwerk Azovstal hatten Zoya Laktionovas Familie einst dazu bewogen, nach Mariupol zu ziehen. Und der Krieg mit Russland sowie die Auswirkungen der Industrieanlage auf die Umwelt haben eine dramatische Rolle in ihrem Leben gespielt.
Die Regisseurin stellt ihre Familie in den Mittelpunkt und nähert sich aus einer persönlichen Perspektive der Stadt Mariupol, die 2022 zu einem Hauptziel der russischen Invasion wurde. Der Beschuss hat die Stadt schwer beschädigt und das Stahlwerk Azovstal, von großer Bedeutung im Leben von Zoyas Familie, verwandelte sich in einen riesigen Bunker mit Tausenden von Bürger*innen und ukrainischen Soldat*innen, die von den russischen Truppen eingeschlossen wurden. Dieser kurze Dokumentarfilm beschreibt die Stadt aus der zärtlichen Sicht einer Mariupolerin – und den Schmerz des Verlustes.
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The Earth is Blue as an Orange
UKR/LT, 2020 Regie: Iryna Tsilyk, 74'
(Dokumentarfilm)Die alleinerziehende Mutter Anna und ihre vier Kinder leben im Kriegsgebiet Donbass in der Ukraine. Während die Außenwelt von Bombenangriffen und Chaos geprägt ist, gelingt es der Familie, ihr Haus als sicheren Hafen voller Leben und Licht zu erhalten. Alle Familienmitglieder hegen eine Leidenschaft für das Kino, die sie dazu anregt, einen Film zu drehen, der von ihrem eigenen Leben in Kriegszeiten inspiriert ist. Der kreative Prozess wirft die Frage auf, welche Macht die magische Welt des Kinos in Zeiten der Katastrophe haben kann. Wie kann man Krieg durch Fiktion darstellen? Für Anna und die Kinder ist die Übersetzung eines Traumas in ein Kunstwerk der ultimative Weg, sich ihre Menschlichkeit zu bewahren.
Selbst inmitten des Krieges, wenn es schwierig ist, zu sagen: »Das Leben ist schön!« – wie es der Protagonist des gleichnamigen Films von Roberto Benigni tat – ist es immer noch möglich, den Alltag zu einem Netz aus Zielen und Ereignissen voller Liebe, Eifer und Vitalität zu weben. Tag für Tag hält die Protagonistin dieses Dokumentarfilms den Schwierigkeiten des Lebens in der Frontzone in der Ostukraine stand. Und Schritt für Schritt lehrt sie ihre Kinder, trotz der Umstände ihr Leben weiter zu leben und ihre Wurzeln zu respektieren. Das Kino ist bei diesem Prozess zu einem sehr wirksamen Instrument geworden.
Regiepreis in der Kategorie World Cinema Documentary beim Sundance Film Festival 2020, gezeigt in der Sektion Generation 14plus bei der Berlinale 2020, Bester Dokumentarfilm bei den Ukrainischen Nationalen Filmpreisen 2020 und den Ukrainischen Filmkritikerpreisen 2021.
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Volcano
UKR/D 2018, Regie: Roman Bondarchuk, 106'
(Drama/Komödie)Unterwegs zur Krim im Auftrag der OSZE verirrt sich Übersetzer Lukas unter seltsamen Umständen in der südukrainischen Steppe. Der Stadtjunge weiß nicht, wohin er sich wenden soll und findet Unterschlupf im Haus des ortsansässigen Vova. Vova öffnet Lukas die Augen für ein ihm gänzlich unbekanntes Leben. Ein Leben, das völlig losgelöst von jeder erkennbaren Struktur zu sein scheint. Fasziniert von seinem Gastgeber und dessen Tochter Marushka, in die er sich Hals über Kopf verliebt, schmilzt Lukas’ Verachtung für das provinzielle Leben langsam dahin und er begibt sich auf die Suche nach einem Glück, von dem er bisher nicht einmal ahnte, dass es existieren könnte.
Zwischen der Poesie der Steppenlandschaft und der Absurdität der Figuren, zwischen der Zeitlosigkeit des Kleinstadtlebens und der Aktualität des militärischen Konflikts wird der Film zu einer Geschichte über eine verhängnisvolle Reise in die Südukraine – eine Region, die buchstäblich fesselt. Erst als Drama, dann als Komödie – erst als Geschichte über Gewalt, dann als Liebesgeschichte.
Bester Film bei den Ukrainischen Nationalen Filmpreisen 2020.
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War Note
UKR 2020, Regie: Roman Liubiy, 72‘
(Dokumentarfilm)Persönliche Videos von Handys, Camcordern, Kameras und GoPros ukrainischer Soldat*innen werden zu einer surrealen Reise an die Frontlinie des Krieges mit Russland verwoben. Der Film zeigt eine bizarre Welt, in der ganz andere Gesetze gelten, als die, die wir kennen. Menschen verhalten sich anders, Beziehungen entwickeln sich anders und der Humor schlägt andere Töne an. Die Protagonist*innen wachen auf und schlafen ein, freuen sich und weinen, immer mit dem Gefühl, dass die Aufnahme jeden Moment enden kann.
Dieser Film bringt Zuschauer*innen direkt an die Front in der Ostukraine. Er besteht aus Videos, die von Soldat*innen und Freiwilligen gedreht wurden, und wirft die Frage auf, wie der Krieg gefilmt und gesehen werden kann. Wie kann man die traumatische Erfahrung des Krieges auf Film bannen? Wie kann man den Krieg beschreiben, ohne ihn zu fiktionalisieren? Weder zu poetisch noch zu dramatisch beschreibt ›War Note‹ einen Alltag voller Risiken und Routine.