Peter Sandloff
Weitere Namen: Boris, Peter Fedja (Geburtsname)
Komponist
* in New York City
† in Berlin
Als hochbegabter Spross einer musikalischen Familie kam Sandloff nach dem frühen Tod seines Vaters zusammen mit seiner Mutter, der Schauspielerin und Regisseurin Eva Fiebig, nach Deutschland. Ab 1941 studierte der als sogenannter ›Halbjude‹ Diffamierte in NS-Deutschland Musik, war ab 1945 kurzzeitig in der Musikabteilung von Radio München beschäftigt, übernahm musikalische Aufgaben an verschiedenen Bühnen und komponierte seit den frühen 1950er-Jahren zahlreiche Musiken für Kino- und Fernsehfilme.
Über den Bestand
Dabei dirigierte er die Einspielungen nicht selten selbst. Die Breite seiner Engagements ist beeindruckend und reicht von Kulturfilmen von Hans Cürlis über Unterhaltungsproduktionen wie Harald Reinls ›Im Stahlnetz des Dr. Mabuse‹ (1961) oder Wolfgang Schleifs ›Eheinstitut Aurora‹ (1962) bis zum ambitionierten Aufklärungsfilm ›Viele kamen vorbei‹ von Peter Pewas (1956, Bundesfilmpreis) und der Satire ›Wir Kellerkinder‹ mit Wolfgang Neuss, von Wolfgang Bellenbaum (als Jochen Wiedermann) 1960 in Szene gesetzt. Zu allen genannten Werken sind Noten und/oder Magnettonbänder im Bestand erhalten. Mit dem Regisseur Falk Harnack kooperierte Sandloff bei einem Hörspiel (›Androklus und der Löwe‹, Hessischer Rundfunk 1972) und mehreren Fernsehinszenierungen, am bekanntesten wohl die Fallada-Adaption ›Jeder stirbt für sich allein‹ von 1962 über den antinazistischen Widerstand – mit einer körperlich gleichsam nahegehenden, aufregenden Musik.
Der Nachlass, eine Schenkung der beiden Töchter Sandloffs im Jahr 2019, ist von moderatem Umfang, zeichnet gleichwohl das Werk anhand von grauer Literatur, Pressestimmen, Produktionsdokumenten wie Noten, Entwürfen und Arbeitstonbändern ausreichend nach. Angereichert wird er durch musiktheoretische und -pädagogische Schriften. Den privaten Lebensweg Sandloffs repräsentieren weitere biografische Materialien, darunter auch Privatpapiere der Mutter sowie seiner Ehefrau Ilse Friedrichs [Sandloff], die zunächst als Tänzerin wirkte und später in West-Berlin eine Ballettschule betrieben hat. (Text: Gerrit Thies)
Enthält
Schriftgut, Fotografie, Tonträger, Noten
Umfang
circa 4.8 Regalmeter
Signatur
201907
ZitierweisePeter-Sandloff-Archiv, Deutsche Kinemathek