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Pressemitteilung
›Das Beil von Wandsbek‹, DDR 1951, Regie: Falk Harnack
Einführung: Nicky Rittmeyer (Akademie der Künste) und Rolf Aurich (Deutsche Kinemathek)
Der Fleischermeister Albert Teetjen (Erwin Geschonneck) erklärt sich dazu bereit, verurteilte Kommunisten hinzurichten. Erst nach dieser »vaterländischen Tat« wird der »Führer« Adolf Hitler die Hansestadt Hamburg besuchen. Die 2000 Mark für diesen »Dienst am Vaterland« kann Teetjen gut gebrauchen, um sein Geschäft zu modernisieren. Doch die Henkersarbeit spricht sich herum, die Kundschaft bleibt dem Laden fern. Nachdem sich Teetjens Frau Stine (Käthe Braun) das Leben genommen hat, erschießt auch er sich.
In dem DEFA-Film ›Das Beil von Wandsbek‹ verlegt Falk Harnack die Handlung des Romans von Arnold Zweig in das Jahr 1934 und macht Erfahrungswelten aus der Frühzeit des Nationalsozialismus zugänglich – eine Zeit, die Harnack selbst miterlebt hat.
Wenige Wochen nach der Premiere wurde Harnacks erste Spielfilmregie abgesetzt. Die SED hielt es für einen Fehler, darin nicht die Kämpfer und Kämpferinnen der deutschen Arbeiterklasse, sondern deren Henker zu den Haupthelden gemacht zu haben. Doch die Passagen, die der Film dem Arbeiterwiderstand widmet, sind nicht zu übersehen. Harnack, einige Jahre lang künstlerischer Direktor der DEFA, arbeitete nach diesen politischen Querelen ausschließlich im Westen Deutschlands. Dort gehörte er zu den wenigen Filmschaffenden mit starken biografischen Bezügen zum antinazistischen Widerstand. Sein Bruder Arvid und seine Schwägerin Mildred Harnack waren 1942/43 als Angehörige des Widerstandsnetzwerks Schulze-Boysen/Harnack hingerichtet worden, er selbst hatte im Kontakt zur »Weißen Rose« gestanden.
Dem widersprüchlichen Leben Harnacks – besonders zur NS-Zeit – und seinem Werk, das sich daraus speist, widmet sich das Buch »Falk Harnack. »Gewissen – Verantwortung – Gerechtigkeit«. Es erscheint im Herbst 2024 in der edition text + kritik innerhalb der seit 2016 von Akademie der Künste und Deutscher Kinemathek gemeinsam herausgegebenen Schriftenreihe »Fernsehen – Geschichte – Ästhetik«. Der Band über Harnack wird von dem Medienarchivar Nicky Rittmeyer (Akademie der Künste) und dem Redakteur Rolf Aurich (Deutsche Kinemathek) verantwortet. Beide führen in Buch und Film ein.
Mo, 27.5.24, 19:00
›Das Beil von Wandsbek‹, DDR 1951, Regie: Falk Harnack
Mit Käthe Braun, Erwin Geschonneck, Gefion Helmke
DCP, 110 min, mit Einführung
Ort: Kino Arsenal, Potsdamer Straße 2, 10785 Berlin
Die Deutsche Kinemathek wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.