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Filmstill aus ›Romanze in Moll‹, D 1943, Regie: Helmut Käutner

»Wollen Sie meine Geliebte werden?«

Inhalt

›Romanze in Moll‹ von Helmut Käutner ist ein Film mit einer zeitlosen Story über zwei, die eigentlich nicht lieben wollen, es dann aber doch tun, aber gar nicht dürfen. Die unscheinbare Ehefrau (Marianne Hoppe) eines biederen Buchhalters (Paul Dahlke) geht eine Affäre mit dem weltmännischen Komponisten (Ferdinand Marian) ein. Als der Vorgesetzte (Siegfried Breuer) ihres Mannes sie mit dem Wissen um ihre unmoralische Beziehung erpresst, trifft die junge Frau eine folgenschwere Entscheidung.

»1943 stellte ›Romanze in Moll‹ eine künstlerische Ausnahme in der deutschen Filmlandschaft dar. Auch 80 Jahre nach seiner Uraufführung gehört Käutners Werk zum Besten, das der deutsche Film zu bieten hat.« (Annika Haupts)

1943 und damit während der zweiten nationalsozialistischen »Propagandawelle« im Zweiten Weltkrieg produziert, sticht der Film aufgrund seiner ästhetischen Opposition heraus: Gedreht in einem fantastischen Hell-Dunkel und in ausgestellter Studiokulisse ist ›Romanze in Moll‹ Käutners atmosphärisch dichtester Film, der in Flashbacks und mit der dynamischen Kameraarbeit von Georg Bruckbauer verschiedene Erzählperspektiven der Figuren zu einem einzigartigen Noir-Melodram verwebt. Käutners erster Film über eine Dreiecksbeziehung sollte sein letzter Film werden, der während der NS-Zeit uraufgeführt wurde.

In Deutschland zwischen 1933 und 1945 produzierte Filme sollten dabei stets vor dem Hintergrund der politischen Kontrolle des Kinos und der darin gezeigten Werke betrachtet werden. Die Filmindustrie während der Zeit des Nationalsozialismus zielte darauf ab, propagandistische Wirkung durch eine geschickte Verknüpfung von Unterhaltung und politischer Beeinflussung zu entfalten. Joseph Goebbels, Präsident der Reichskulturkammer und selbsternannter »Schirmherr des deutschen Films«, wollte, dass das Kino »gerade im Kriege« seine volle »erzieherische Wirkung« entfalten sollte.

Annika Haupts zeigt ›Romanze in Moll‹ am 31. Juli 2023 im Kino Arsenal. Tickets und weitere Informationen hier.

Annika Haupts

Filme schaut sie nicht nur privat, sondern auch für die filmhistorischen Sektionen der Berlinale, deren Retrospektive in der Deutschen Kinemathek sie als Programmkoordinatorin betreut. Als Ausgleich für die Beschäftigung mit dem nationalsozialistischen Spielfilm im Rahmen ihrer Doktorarbeit, forscht die passionierte Turnschuhträgerin auch zum Thema Sneaker im Film.

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