
›Escalada à Torre dos Clérigos‹ P 1917, Regie: Raul de Caldevilla
Copyright: Cinemateca Portuguesa
Hold your breath: early action in cinema
Si̇nema Transtopia
Vorträge und Filmprogramm
Vortrag 1
Thrills, stunts and daredevils: express train action
Hemma M. Prainsack (Filmhistorikerin)
Das Hauptelement des Actionfilms ist die Verfolgungsjagd, die das Publikum mit nervenaufreibenden Inszenierungen in Atem hält. Die Darstellung rasender Geschwindigkeit und moderner Verkehrsmittel wird dabei zum Symbol für die Beherrschung der Technik – und des Körpers. Als die ersten Bilder des Cinématographe Lumière über die Leinwand rollten, erregte besonders ›L’arrivée d’un train en gare de La Ciotat‹ die Gemüter. Mit der Ankunft des Zuges ist das größte Verkehrsmittel auf dem Land in Bewegung eingefangen, das bis heute in seinen Bann zu ziehen vermag. Schnell wurde die Eisenbahn zum wirkungsmächtigen Sujet im Film und Schauplatz für Akrobatik und Action am Zug. In ›Abenteuer im Nachtexpress‹ (D 1925) wagte sich der deutsche Actionheld Harry Piel mit spektakulären Stunts auf den »Giganten der Urwelt« (Illustrierter Film-Kurier Nr. 361, 1925).
Vortrag 2
Submerged action: underwater filming technologies of the silent era, as represented in the collection of San Francisco Film Preserve
Kathy Rose O’Regan (San Francisco Film Preserve)
Unterwasseraufnahmen waren in den ersten Jahrzehnten des Kinos überraschend weit verbreitet. Allein in der Sammlung der San Francisco Film Preserve finden sich zwei Spielfilme – Maurice Tourneurs ›The White Heather‹ (USA 1919) und Irvin Willats ›Below the Surface‹ (USA 1920) –, die Unterwasserszenen enthalten, darunter versunkene Wracks und Kämpfe auf dem Meeresgrund. In diesem Vortrag dienen diese beiden Filme als Beispiele, um den technischen Fortschritt aufzuzeigen, der in der Stummfilmzeit bei Unterwasseraufnahmen erreicht wurde. Außerdem werden die innovativen Marketingstrategien diskutiert, mit denen die Studios die Öffentlichkeit über diese bahnbrechenden Technologien unterrichteten.
Film
›Escalada à Torre dos Clérigos‹
P 1917, Raul de Caldevilla, 9 min, stumm
Einführung: Joana de Sousa (Cinemateca Portuguesa)
Im Jahr 1917 wurde der Torre dos Clérigos in Porto (mit 75 Metern noch immer der höchste Kirchturm Portugals) Schauplatz eines eindrucksvollen Kunststücks: Zwei spanische Akrobaten erklommen erfolgreich den Turm vor einer riesigen, erwartungsfrohen Menschenmenge. Dieser Film dokumentiert die waghalsige Meisterleistung, die Teil einer Werbekampagne für einen Keksfabrikanten war. Die Akrobaten sollten auf der Spitze des Turms Tee und Kekse genießen, was als »Tee in den Wolken!« beworben wurde. Es war jahrzehntelang das innovativste portugiesische Werbefilm-Experiment.
Vorträge und Einführung in englischer Sprache
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Details zur Veranstaltung
Hemma M. Prainsack
arbeitet als Filmhistorikerin, Redakteurin und Kuratorin. Ihre Dissertation ›Grober Unfug! Harry Piel und das Kino der Sensationen‹ widmete sie dem Filmstar Harry Piel und der Entwicklungsgeschichte des Sensationsfilms in den 1910er-Jahren. Davor war sie Angestellte der Generaldirektion des Österreichischen Rundfunks (ORF). Während ihres Diplomstudiums war sie im Bereich Regie und Video am Wiener Burgtheater tätig und assistierte u. a. bei Christoph Schlingensief, Andrea Breth, Jan Bosse und Martin Wuttke. Aktuell forscht sie zu Rudolf Meinert (1882–1943) und zur Entwicklungsgeschichte der Filmproduktion in der Kaiserzeit, der Weimarer Republik und am Übergang zum Tonfilm.
Kathy Rose O’Regan
ist Geschäftsführerin der San Francisco Film Preserve (SFFP). Die Mission der SFFP besteht darin, das globale Filmerbe zu restaurieren, zu bewahren und zugänglich zu machen. Sie war als leitende Filmrestauratorin für das San Francisco Silent Film Festival tätig, wo sie die Aktivitäten des Filmarchivs managte und die Restaurierung von Dutzenden von Stummfilmen betreute. Zuvor leitete sie die Abteilung für Filmarchivierung der Bay Area Video Coalition. Kathy ist Absolventin der L. Jeffrey Selznick School of Film Preservation, Stipendiatin des National Film and Sound Archive of Australia und Mitglied des Präsidiums von Women and Film History International.
Joana de Sousa
hat einen Abschluss in Kommunikationswissenschaften und einen Master in dokumentarischem Filmemachen. Von 2015 bis 2023 war Joana Programmverantwortliche beim Doclisboa – International Film Festival und gehörte von 2019 bis 2022 zum Leitungsteam. Sie hat Programme kuratiert, die Kino, Performance und bildende Kunst verbinden, und nimmt regelmäßig an Podiumsdiskussionen, Vorträgen und Festivaljurys teil. Seit 2023 leitet sie die Abteilung für Distribution und kulturellen Outreach in der Cinemateca Portuguesa – Museu do Cinema, wo sie die Präsentation des portugiesischen Filmerbes auf nationaler und internationaler Ebene vorantreibt.
Filmdaten
R: Raul de Caldevilla
K: Manuel Cardoso Pereira
P: Invicta Film
Prod: Raul de Caldevilla
Originalformat: 35 mm, 1:1,33, s/w, stumm
Vorführkopie: DCP, 9 min, Cinemateca Portuguesa – Museu do Cinema
Infos zur Restaurierung
Der Film wurde von der Cinemateca Portuguesa – Museu do Cinema im Rahmen des Aufbau- und Resilienzplans digitalisiert. Diese Kopie ist das Ergebnis der Ultra-HD-Digitalisierung eines 35-mm-Zwischenpositivs aus dem Jahr 2007. Die digitale Bildrestaurierung wurde 2023 durchgeführt, die 2007 gesicherte Positivkopie diente als Referenz.