Was hat der hinduistische Gott Shiva mit dem nationalsozialistischen Strafrecht zu tun? Was ein Bild von Giovanni Segantini mit den von den Nazis gerechtfertigten »Euthanasie«-Morden? Was verbindet Joseph Haydns Oratorium »Die Schöpfung« mit dem »totalen Krieg«? Eigentlich nichts! Und doch wurden Gottheit, Maler und Komponist von NS-Autoren vereinnahmt für ihr filmisches Musterbuch der bösen Möglichkeiten, aus dem mörderische Wirklichkeit wucherte.
Drei Seiten aus diesem Buch schlägt der Autor auf – jene zu den Filmen ›Ich klage an‹ (1941, Regie: Wolfgang Liebeneiner), ›Alarm‹ (1941, Regie: Herbert B. Fredersdorf) und ›Die Degenhardts‹ (1941, Regie: Werner Klingler). Seine Passage durch diese Zeitdokumente ist der Versuch, ihre Verwendungsweisen und inneren Beziehungen zur deutschen Mentalität des Nationalsozialismus darzustellen und politisch-ästhetisch zu bewerten. Er begibt sich auf die Spur jener szenischen Einfälle, Mikrogeschichten gleich, die jenseits der offen schäumenden Demagogie NS-Ideologie unbemerkt ins Publikum spritzten.