So long, Rainer Rother
Pressemitteilung
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Pressemitteilung, 9. April 2025
Nach 19 Jahren verabschiedet sich die Deutsche Kinemathek von Rainer Rother, ihrem Künstlerischen Direktor und dem langjährigen Gesicht der Institution. Am 1. Mai 2025 tritt der Filmhistoriker in den Ruhestand.
Rother setzte in fast zwei Jahrzehnten entscheidende Akzente in der Entwicklung der Kinemathek: Mit rund 50 Ausstellungen wie »Loriot«, »Martin Scorsese«, »Wenn ich sonntags in mein Kino geh‘« und zuletzt »Der deutsche Film« verband er kuratorischen Anspruch mit politischer Haltung. Rother initiierte crossmediale Projekte wie »Wir waren so frei!« und interdisziplinäre Tagungen, etwa »Hitler darstellen«. Die Integration des Fernsehens in den Aufgabenbereich der Kinemathek unterstützte er von Beginn an. Zudem führte er das klassische Ausstellungskonzept mit zusätzlichen Kinderausstellungen fort. Die mittlerweile 10. Ausgabe des Filmerbe-Festivals »Film Restored« gehört dank des Engagements Rothers fest zur DNA der Kinemathek. Unter seiner Leitung übernahm die Kinemathek bedeutende künstlerische Vor- und Nachlässe wie die von Ken Adam, Ulrike Ottinger und Werner Herzog.
Zuvor hatte er sich am Deutschen Historischen Museum (DHM) mit vielbeachteten Ausstellungen wie »Einigkeit und Recht und Freiheit. Wege der Deutschen 1949–1999« und »Der Weltkrieg 1914–1918« sowie als Leiter des Zeughauskinos profiliert und bereicherte mit seiner Expertise die Kinemathek.
Mit seinem Antritt als Künstlerischer Direktor der Kinemathek intensivierte er den internationalen Austausch über die Zukunft des audiovisuellen Erbes, etwa in der FIAF, der Fédération Internationale des Archives du Film. Dass der FIAF-Kongress 2027 in Berlin stattfinden wird, ist maßgeblich dem Engagement Rothers zu verdanken. Als Ehrenmitglied der Deutschen Filmakademie und mit Vorsitz des Koordinierungsrates des Kinematheksverbundes stärkte er zugleich die nationale Vernetzung von Filmbranche und Filmerbe. Er prägte die Diskussion um die Digitalisierung des deutschen Filmerbes und entwickelte das Drei-Säulen-Modell, mit dem 2019 eine gleichberechtigte Förderung nach Auswertungsperspektive, konservatorischer Notwendigkeit und kuratorischem Interesse im Förderprogramm Filmerbe verankert wurde.
Einem breiteren Publikum ist Rainer Rother auch als Autor und Herausgeber bekannt, sowie als Leiter der Retrospektive der Berlinale. Seine letzte Berlinale-Retrospektive 2025 widmete sich dem deutschen Genrefilm der 1970er – provokant betitelt: »Wild, schräg, blutig«. Sein Engagement für ein stärkeres gesellschaftliches Bewusstsein vom Wert des audiovisuellen Erbes ist getragen von der Überzeugung, Bilder, Stimmen und Geschichten für kommende Generationen zu bewahren. Rother ist Verfechter eines zukünftigen neuen Filmhauses in Berlin, welches die Sichtbarkeit des Bewegtbildes im Stadtraum stärkt, Begegnungen und Austausch fördert.
Rainer Rother übergibt eine gewandelte Institution an einem neuen Ort: Im November wiedereröffnet die Kinemathek ihr Haus am neuen Standort im E-Werk mit vielfältigen Präsentationen zu Film und Fernsehen. Die Nachfolge der künstlerischen Leitung übernimmt im Juni Heleen Gerritsen.
Rainer Rother: »Ich danke allen Kolleginnen und Kollegen für ihr großartiges Engagement und die inspirierende Zusammenarbeit. Heleen Gerritsen wünsche ich die gleiche Freude an der Arbeit in der Kinemathek, Lust auf neue Wege – und ein neugieriges Publikum.«
Für die Zeit nach der Kinemathek wünschen die Kolleginnen und Kollegen Rainer Rother alles Gute!
Die Deutsche Kinemathek wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.