Selects #9 – Das Streaming-Angebot der Deutschen Kinemathek
Pressemitteilung
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Deutsche Kinemathek
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Auf und davon! In der neunten Streaming-Ausgabe von »Selects« begleiten wir Reisende auf ihrem Weg ins Unbekannte oder zu sich selbst. Zu Fuß, mit dem Auto, in der Bahn oder in Gedanken – sie alle sind in Bewegung. In acht ausgewählten Filmen folgen wir diesen unterschiedlichen Szenarien des In-Bewegung-Seins und ihren Auswirkungen.
George Moorses ›Kuckucksjahre‹ macht »On the Road« zur Metapher für ein Lebensgefühl jenseits des Stillstandes. Helke Misselwitz zeigt in ›Tango Traum‹ ihren Versuch, an einem gewöhnlichen Wohnzimmertisch eine ferne Welt entstehen zu lassen. Der Kurzfilm ›Umweg‹ von Ute Aurand und Ulrike Pfeiffer lässt das Zugfenster zur flüchtigen Leinwand werden. Doch auch am Ziel ist die Bewegung nicht zu Ende, sondern fängt erst an.
›Klammer auf, Klammer zu‹
BRD 1966, Regie: Hellmuth Costard, 22 min, engl. UT, FSK: ab 6
Mit: Klaus Wyborny, Peter Dahl, Hanna Arlt
Hamburg 1966. Der junge Ole Braum will nach den Bundestagswahlen 1965 das Land verlassen. Per Anhalter und dank der jungen Jaguar-Fahrerin Mercedes schafft er es aber gerade mal bis in die Lüneburger Heide. Regisseur Hellmuth Costard kombiniert Elemente der Nouvelle Vague und des Genrekinos und schafft so ein intelligentes und lässiges Roadmovie, das mit den Erwartungen der Zuschauer*innen bricht.
›Kuckucksjahre‹
BRD 1967, Regie: George Moorse, 95 min, engl. UT, FSK: ab 16
Mit: Franziska Oehme, Rolf Zacher, Ardy Strüwer, Dunja Rajter, Hubert von Meyerinck
»On the Road« als Lebensmodell wird hier in poppigen, bunten Episoden von Regisseur George Moorse rund um eine Schwabinger Aussteiger-Clique in Szene gesetzt. Der junge Hans lebt in den Tag hinein, findet aber keinen Gefallen mehr daran. Seine Freundin Petra droht mit Trennung, falls er seinen vom Müßiggang geprägten Lebensstil ändert. Der erfolgreiche Designer Ardy dient nur kurzzeitig als Vorbild, und auch von der älteren Generation erhält Hans keine Unterstützung. Schließlich muss er auf seine eigenen Erfahrungen vertrauen und seinen eigenen Weg finden.
›Weite Straßen – stille Liebe‹
DDR 1969, Regie: Herrmann Zschoche, 75 min, deutsch ohne UT, FSK: ab 12
Mit: Manfred Krug, Jaecki Schwarz, Jutta Hoffmann, Ulrike Plenzdorf, Ilse Voigt
Weit sind die Straßen, auf denen der Fernfahrer Hannes seit vielen Jahren mit seinem LKW unterwegs ist. Eines Tages nimmt er auf dem Weg nach Rostock den Anhalter Herb mit. Der junge Mann ist ein Tagträumer und hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Da die Chemie zwischen beiden stimmt, wird er schließlich Hannes’ Beifahrer. Unruhe ins eingespielte Team bringt die junge Mutter Johanna, die samt ihrer kleinen Tochter kurzzeitig bei Hannes einzieht und in die sich beide Männer verlieben.
›Die Schlüssel‹
DDR 1974, Regie: Egon Günther, 97 min, deutsch ohne UT, FSK: ab 0
Mit: Jutta Hoffmann, Jaecki Schwarz, Magda Zawadzka, Jerzy Jogalla
Die Arbeiterin Ric und ihr drei Jahre jüngerer Freund Klaus, ein Student der Bauwirtschaft, lernen auf dem Flughafen in Warschau einen Mann kennen, der ihnen die Schlüssel zu seiner Wohnung in Krakau anbietet. Dankend nehmen sie an und fahren für zwei Wochen in die Stadt. Doch die Reise bringt die Ungleichheit des Paares zum Vorschein. Während Klaus Ric ständig kritisiert und sich für sie zu schämen scheint, entdeckt sie mit großer Leichtigkeit und naiver Freude das Leben in Krakau.
›Die Reise nach Lyon‹
BRD 1981, Regie: Claudia von Alemann, 112 min, engl. UT, FSK: ab 6
Mit: Rebecca Pauly, Denise Péron, Jean Badin
Die junge Historikerin Elisabeth lässt ihren Mann und ihre kleine Tochter in Deutschland zurück, um nach Lyon zu reisen. Sie begibt sich auf Spurensuche der Frauenrechtlerin Flora Tristan, die im 19. Jahrhundert für eine kurze Zeit dort lebte. Mit einem kleinen Kassettenrekorder geht sie auf Entdeckungsreise, um fern von akademischen Zwängen die Erfahrungswelt der jungen Feministin zu ergründen. Tag für Tag streift sie durch das Lyon von heute, mit der Vergangenheit im Kopf, läuft durch leere Gassen, an verblichenen Fassaden vorbei und begegnet immer wieder Leuten, die im Hier und Jetzt der Stadt leben und davon erzählen.
›Umweg‹
BRD 1983, Regie: Ute Aurand, Ulrike Pfeiffer, 12 min, ohne Dialog, FSK: ab 0
Auf einer bundesdeutschen Kinotour im Winter 1981 halten die beiden Filmemacherinnen Ute Aurand und Ulrike Pfeiffer mit zwei 16-mm-Kameras ihre Eindrücke während der Zugfahrten fest. Das Fenster wird zum Rahmen einer Leinwand, die immer in Bewegung, flüchtige Winterlandschaften und Spiegelbilder projiziert und zur freien Assoziation einlädt.
›Tango Traum‹
DDR 1986, Regie: Helke Misselwitz, 20 min, engl. UT, FSK: ab 12
Reisen, ohne das Zuhause zu verlassen? Regisseurin Helke Misselwitz wagt das Experiment und begibt sich am heimischen Wohnzimmertisch auf die sinnliche Entdeckungsreise zur Entstehungsgeschichte des Tangos nach Argentinien.
›Hotel Acapulco‹
BRD 1989, Regie: Prof. Jochen Kuhn, 12 min, FSK: ab 6
Weit ab im Nirgendwo liegt das Hotel »Acapulco«. Wir begleiten den Ich-Erzähler bei seinem Aufenthalt in dem fast leeren Haus, in dem es einen schlafenden Portier und zu jedem Zimmer einen echten Hund gibt. Einziger Lichtblick in der Einöde ist die Kellnerin Laura. Doch der unbeholfene Versuch einer Annäherung scheitert kläglich.
Das kuratierte Programm erscheint viermal im Jahr mit jeweils neun Filmen aus dem Archiv der Kinemathek und ist europaweit kostenlos und ohne Abonnement für drei Monate verfügbar.
Die Deutsche Kinemathek wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.