9. Fernsehsalon mit Martina Zöllner
Pressemitteilung
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Deutsche Kinemathek
Museum für Film und Fernsehen
Potsdamer Straße 2
10785 Berlin
Pressekontakt
Tom Winter
twinter [at] deutsche-kinemathek.de (twinter[at]deutsche-kinemathek[dot]de)
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Die Programmdirektorin des RBB, Martina Zöllner, spricht in der neunten Ausgabe des »Fernsehsalon« der Deutschen Kinemathek über notwendige Einsparungen, ungewöhnliche Programmideen, Streamings nach 22 Uhr und den neuen Vorabend im RBB.
Die einstündige Sendung ist online ab Montag, 4. Dezember, auf deutsche-kinemathek.de und rbb-kultur.de zu sehen, sowie am gleichen Tag linear um 20.15 beim Sender Alex Berlin und anschließend in der dortigen Mediathek.
Liebe Medienvertreter*innen,
mit Formatentwicklungen wie ›Charité intensiv: Station 43‹ oder ›Tina mobil‹ hat Martina Zöllner für den RBB Programme entwickelt, die linear wie auch in der Mediathek Publikumserfolge waren. Seit kurzem zeichnet sie als Programmdirektorin nun verantwortlich für Radio, Fernsehen und das Digitale – und dafür, dass der Rundfunk Berlin-Brandenburg künftig mit deutlich weniger Geld Programm machen wird.
Im »Fernsehsalon« nimmt die Senderverantwortliche die besondere gesellschaftliche Verantwortung der Dritten Programme durchaus kritisch in den Blick: »Intellektuelles Fernsehen gibt es immer noch, aber in den Dritten nicht mehr.« Offen bezieht sie auch Stellung zur Strategie hinter der aktuellen Programmreform für den RBB-Vorabend.
Martina Zöllner ist der neunte Gast der Gesprächsreihe, die die Schauspielerin Maren Kroymann 2021 eröffnete. Ihr folgten die Regisseurin und Autorin Julia von Heinz, TV-Moderatorin Dunja Hayali, Kriegsreporterin Katrin Eigendorf, Produzentin Christiane Ruff, Journalistin und TV-Moderatorin Sandra Maischberger, Dokumentarfilmerin Mo Asumang und TV-Entertainer Wolfgang Lippert.
Zu Beginn der Sendung stellt Nico Hofmann, Chairman der UFA, in seiner Videobotschaft die langjährige Freundin und Weggefährtin als »Künstlerin« vor, die nicht nur mit Inhalten, sondern auch mit Sprache, Literatur und Rhythmus souverän umgehen kann. Als politisch wache Persönlichkeit habe sie schon viele radikale Programme mit ihrer kreativen Kraft durchgesetzt. Er sei »absolut siegessicher«, so der Erfolgsproduzent, dass Zöllner in ihrer neuen Funktion auch »eine gewisse Revolution in der ARD anzetteln« werde.
Die Bereitschaft, Grenzen auszutesten – ihre eigenen wie die der Formensprache – zieht sich wie ein roter Faden durch Zöllners Laufbahn: Sie habe neue Aufgaben häufig »etwas tollkühn« begonnen, erinnert sie sich schmunzelnd an ihre Anfangsjahre beim Südfunk in Stuttgart. Nach dem Germanistik- und Anglistik-Studium gab der SDR der freien Journalistin die Chance, sich als Redakteurin für ›Aktuelle Fernsehkultur‹ zu erproben, obwohl sie »kaum redaktionelle Erfahrung« mitbrachte. Beim SWR übernahm sie später die Hauptabteilung »Film und Doku«, die eigens für sie geschaffen worden war.
Formexperimente wie die Echtzeitserie ›Zeit der Helden‹, für die der SWR 2013 eine Woche lang das Primetime-Programm freiräumte, machte sie auch überregional bekannt. Für die Dokudrama-Trilogie ›Mitten in Deutschland: NSU‹, in der die Morde von Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und ihrer Mittäterin Beate Zschäpe aus den Perspektiven der Täter, der Opfer und der Ermittler darstellt werden, erhielt sie als betreuende Redakteurin den Deutschen Fernsehpreis. »Mich hat immer die ungewöhnliche Form interessiert – im Dokumentarischen wie im Fiktionalen«, so Zöllner. Sie sei zu diesen ungewöhnlichen Konzepten »immer gekommen, ohne dass ich mir das vorgenommen habe. Und ich glaube, dass es nahezu eine öffentlich-rechtliche Verpflichtung gibt, auch in der Form zu überraschen.«
»Eine homogene Zuschauerschaft gibt es nicht.« (Zöllner)
Im Zuge der Finanzkrise, die unter der Intendantin Schlesinger entstanden war, habe man sich die Frage stellen müssen: »Können wir uns überhaupt noch ein drittes Programm leisten?« Denn das Lagerfeuer, das eine große Öffentlichkeit vor dem Bildschirm versammelt, sei im Linearen kaum noch zu entfachen, da ist sich Zöllner sicher. Andererseits binden die Regionalmagazine ›Abendschau‹ und ›Brandenburg aktuell‹ Abend für Abend ein großes Publikum. Offensiv vertritt Zöllner im Gespräch mit Klaudia Wick die Entscheidung, das RBB-Dritte »ganz und gar nicht aufzugeben, sondern es zu verändern.«
Nach 22 Uhr will Zöllner künftig im linearen Fernsehen kostengünstige Streamingangebote einsetzen; mit Konzerten oder aufgezeichneten Radiotalks soll vor allem die junge Zielgruppe angesprochen werden. Mehr live, mehr Journalismus, mehr Geschichten vom Tag werde es am RBB-Vorabend geben. Aus Budgetgründen müsse der Sender aber auch dort mit »kleinerem Besteck arbeiten«, also die Produktionsstandards senken: »Besser live und draußen und die Kamera wackelt mal, als Hochglanz und aseptisch.«
Mehrmals im Jahr nimmt der »Fernsehsalon« im Gespräch mit einer Persönlichkeit aus der Branche den Programmauftrag des Fernsehens in den Blick. Diskutiert werden die Projekte des Gastes und die Bedingungen, unter denen seine Arbeit entsteht. Die Gespräche finden in einer Lounge-Atmosphäre vor Publikum in der Kinemathek statt. Alex Berlin zeichnet sie auf und strahlt sie linear aus, online sind sie auf der Website der Deutschen Kinemathek und anderen Plattformen zu sehen. Kooperationspartner des »Fernsehsalon« sind RBB, ZDF, UFA und die MABB.
Wir freuen uns über Ihr Interesse sowie Ankündigungen und Besprechungen.
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