
Ulrike Ottinger
Weitere Namen: Weinberg, Ulrike (Geburtsname)
Regisseurin, Fotografin, Drehbuchautorin, Malerin
* in Konstanz
In den 1960er-Jahren schuf Ottinger in Paris Pop Art-Gemälde und pflegte Kontakte zur deutschen Emigrantenszene. Avantgardistisches Schaffen und historisches Eingedenken prägen ihr Werk. Als Autorenfilmerin realisierte sie zunächst Spiel-, später auch Dokumentarfilme. Sie drehte auf Berliner Industriebrachen ebenso wie in der mongolischen Taiga, Ausstellungen führten sie u.a. zur documenta und in internationale Museen und Galerien.
Über den Bestand
Den Kern der 1997 von der Kinemathek übernommenen und 2014/15 erweiterten Sammlung bilden Filmkostüme, die in Zusammenarbeit mit Gisela Storch-Pestalozza entstanden. Changierend zwischen surreal-theatralisch und stilisiert-artifiziell und hergestellt aus Materialien wie Lack, Plastik und Futterstoff bilden sie die Diversität der Charaktere ab und feiern deren Anderssein: In ›Freak Orlando‹ (BRD 1981) ist die Künstlerin Galli mit Reifrock und Federhut zu sehen, beim so genannten »Gastmahl« zu Ehren verfolgter Künstler*innen und Wissenschaftler*innen wie Walter Benjamin und Else Lasker-Schüler trägt Delphine Seyrig ein blutrotes Lackkleid. Zu der in ›Dorian Gray im Spiegel der Boulevardpresse‹ (BRD 1984) inszenierten Barockoper sind sowohl die Rüstungen der Soldaten aus Waschbrett und Ofenrohren als auch der großformatige Opera-Rahmen nach Motiven von Gustave Moreau erhalten. Das mit Pelz, Perlen und Knochen besetzte Kostüm der Schamanin aus ›Johanna d’Arc of Mongolia‹ (BRD 1989) belegt Ottingers Faszination für außereuropäische Kulturen.
Ihre kulturhistorischen Studien spiegeln sich in opulenten Arbeitsbüchern, die sie seit 2021 sukzessive der Kinemathek übergibt. Parallel zum Film arbeitet Ottinger als Fotografin. Ihre über 300 Diakästen, beginnend mit den Filmen der 1970er-Jahre, werden derzeit digitalisiert. Neben Ton- und Schnittberichten finden sich im Drehbuchbestand Unterlagen zu unrealisierten Projekten wie dem Vampirfilm ›Die Blutgräfin‹ (2010). (Text: Kristina Jaspers)
Enthält
Drehbuch (Schriftstück), Film, Schriftgut, Textilie
Umfang
circa 0.7 Regalmeter
Signatur
199710
ZitierweiseUlrike-Ottinger-Archiv, Deutsche Kinemathek
Weiter recherchieren
In der Deutschen Kinemathek
- Deutsche Kinemathek - Museum für Film und Fernsehen (Hg.): film.kunst. Ulrike Ottinger. Bönen 2007.
- Deutsche Kinemathek - Museum für Film und Fernsehen (Hg.): Prater. Ulrike Ottinger. Österreich/Deutschland 2007.
- Audiovisuelles Erbe: Im Verleih befinden sich einige ihrer wichtigsten Werke, darunter der achtstündige Dokumentarfilm ›Taiga‹