
Helke Sander
Weitere Namen: Sander, Helke Erika Elisabeth (Geburtsname); Lahtela, Helke; Sander-Lahtela, Helke
Regisseurin, Autorin, Produzentin, Schauspielerin
* in Berlin
Seit 1962 arbeitete Sander als Regisseurin für Theater und Fernsehen in Finnland, ab 1966 studierte sie an der neu gegründeten Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb). Insgesamt drehte sie mehr als 30 Kurz-, Spiel und Dokumentarfilme für Kino und Fernsehen. Sie gehört damit zu den wenigen Regisseurinnen, die über Jahrzehnte kontinuierlich Filme schaffen konnten. 1974 gehörte sie zu den Gründerinnen der Zeitschrift »Frauen und Film«, deren Herausgeberin sie bis 1981 war.
Über den Bestand
Seit 1998 bewahrt und verleiht die Kinemathek die Filme von Helke Sander, deren feministisches wie politisches Engagement und künstlerische Formenvielfalt sie zu einer Pionierin der Frauenbewegung und des neuen deutschen Films macht. Sander hat der Kinemathek 2016 sämtliche Produktionsunterlagen zu ihren Filmen sowie audiovisuelle Dokumente ihres filmpolitischen Engagements als Schenkung übergeben.
›Brecht die Macht der Manipulateure‹ war 1968 ihr erster politisch motivierter Film. Sie wollte das „Politikerkauderwelsch“ verstehen und anderen verständlich machen. Im Exposé zu ›Macht die Pille frei?‹ (1973) skizziert sie ihre methodische und filmästhetische Herangehensweise für die geplante Befragung junger Arbeiter zur Antibabypille. Eine Leserzuschrift an den NDR zeigt, wie kontrovers die Diskussionen zu Verhütung geführt wurden.
Ihr erster essayistischer Spielfilm ›Die allseitig reduzierte Persönlichkeit – Redupers‹ (1978) ist ein Meilenstein des feministischen Films, ihr populärster Film ›Der Beginn aller Schrecken ist Liebe‹ lief 1984 in Hamburg vier Monate lang im Kino. Mit ihrem Dokumentarfilm ›BeFreier und Befreite‹ war sie 1992 erneut Wegbereiterin, als sie ein tabuisiertes Thema, die Vergewaltigung deutscher Frauen durch alliierte Soldaten zum Ende des Zweiten Weltkriegs, aufgriff und heftigen Widerspruch dafür erntete. Helke Sander dokumentierte diese zentralen Werke und viele weitere sehr sorgfältig und übergab sämtliche Produktionsverträge, Presseausschnitte und ihre umfangreiche Korrespondenz, v.a. mit mitproduzierenden Sendeanstalten und Verleihern. Letztere macht deutlich, wie schwer und aufwändig es war, als unabhängige Regisseurin und Produzentin konstant zu arbeiten. (Text: Connie Betz)
Enthält
Drehbuch (Schriftstück), Druckgrafik, Film, Fotografie, Kleinobjekt, Literatur, Schriftgut
Umfang
circa 1.9 Regalmeter
Signatur
198621
ZitierweiseHelke-Sander-Archiv, Deutsche Kinemathek
Weiter recherchieren
In der Deutschen Kinemathek
In anderen Institutionen
- Das literarische Werk von Helke Sander wird von der Akademie der Künste Berlin bewahrt.
- Bestand Helke Sander mit Unterlagen zur Frauenbewegung am Institut für Zeitgeschichte München