Dietmar Schönherr

Weitere Namen: Schönleiten, Dietmar Edler von (Geburtsname)

Schauspieler, Sänger, Schriftsteller, Moderator

* in Innsbruck

in Ibiza

Schönherrs Karriere begann 1944 mit der Rolle eines arroganten Jugendlichen in dem NS-Propagandafilm ›Junge Adler‹, den Alfred Weidenmann und Herbert Reinecker verantworteten. Bekannt wurde er als Schauspieler des deutschen Nachkriegskinos und als deutsche Synchronstimme für James Dean und Steve McQueen. In den 1960er-Jahren verlagerte er seine Arbeit zum Fernsehen. Dabei wurde er überaus populär als Commander in ›Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffs Orion‹ (1966).

WikipediaGemeinsame NormdateiFilmportal

Über den Bestand

Schönherrs Fernsehkarriere war begleitet von Skandalen, ausgelöst durch die Sendeformate oder sein Auftreten als Moderator. Ablaufbücher zur Unterhaltungssendung ›Wünsch Dir Was‹ (1969–1972), die er gemeinsam mit Vivi Bach moderierte, und ein Notizbuch mit Fragen für die erste Talkshow im deutschen Fernsehen (›Je später der Abend‹, 1969–1972) dokumentieren Auftritts-Vorbereitungen. Die Sendung ›Rendez-vous‹ (1981) des Schweizer Fernsehens wurde nach seiner Beleidigung des US-Präsidenten Ronald Reagan vor laufender Kamera nach nur einer Episode wieder abgesetzt. Wie sehr er mit seinen Auftritten das Publikum polarisierte, zeigen zahlreiche gesammelte Zuschriften. Gebastelte Fanbücher und Ideenvorschläge für Unterhaltungssendungen, Freundschaftsbekundungen und Zuspruch, aber auch wüste Beleidigungen und Bedrohungen stehen für die von ihm verkörperte soziale und mediale Projektionsfläche. Gespaltene Reaktionen – wie gesammelte Presseausschnitte zeigen – rief 1973 auch der von ihm geschriebene und inszenierte Film ›Kain‹ hervor, in dem er die deutsche NS-Vergangenheit und die Gegenwart des geteilten Landes thematisiert. Der Film wurde in das Programm der Filmfestspiele in Cannes aufgenommen. Der Bestand spiegelt sein Selbstverständnis als facettenreicher Künstler wider. So finden sich Treatments, Notizen und Korrespondenzen zu Romanen, Drehbüchern, Filmen und Fernsehformaten sowie ein von ihm geschriebenes und illustriertes Kinderbuch. Neben seiner Arbeit prägte ihn auch sein politisches und soziales Engagement. 1970 brachte er sich stark in den Wahlkampf der österreichischen Sozialdemokratie unter Bruno Kreisky ein, 1985 gründete er gemeinsam mit Peter Reichelt die Stiftung Hilfe zur Selbsthilfe, über die er sich vor allem in Nicaragua sozial engagierte. Über Reichelt kam der Bestand 2018 in die Kinemathek. (Text: Georg Simbeni)
Enthält
Schriftgut, Fotografie
Umfang
circa 3.6 Regalmeter
Signatur
201802
ZitierweiseDietmar-Schönherr-Archiv, Deutsche Kinemathek

Weiter recherchieren

In anderen Institutionen

  • Nachlass Dietmar Schönherr – Vivi Bach, Tiroler Filmarchiv, Bad Reichenhall und Innsbruck