Cult and Quirky
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Cult and Quirky
11. Ausgabe des Streamingangebots der Deutschen Kinemathek
Ab 1. Februar auf www.deutsche-kinemathek.de/streaming
Agent*innen, Kosmonaut*innen, größenwahnsinnige und gescheiterte Existenzen. Sie tanzen, singen und morden, erscheinen dabei grell, exzentrisch und reichlich unkonventionell. Immer geht es um das Große und Ganze: Liebe und Sex, die Abgründe der Seele und die Rettung der Welt vor dem Bösen. Mal pathetisch, mal komisch, immer schräg: Die neun Filme der 11. Ausgabe von »Selects« spielen lustvoll mit Genrekonventionen, vom psychedelisch anmutenden DEFA-Sci-fi-Werk ›Der Staub der Sterne‹ (DDR 1976) bis hin zum hypnotisch zwischen Traum und Realität erzählten Film ›Macumba‹ (BRD 1982) reicht die Bandbreite.
»Cult and Quirky« ergänzt mit einem Augenzwinkern das Programm der diesjährigen Berlinale-Retrospektive »Wild, schräg, blutig. Deutsche Genrefilme der 70er«â€¯und beschenkt das Publikum mit einem weiteren erfrischenden Mix der Filmformen.
Programm Selects #11: Cult and Quirky
›Serenade für zwei Spione‹
BRD 1965, Regie: Michael Pfleghar, Alberto Cardone, 85 min, Deutsch ohne UT, FSK: 16
Mit: Hellmut Lange, Tony Kendall, Barbara Lass, Wolfgang Neuss, Heidelinde Weis
Schräge Persiflage der James-Bond-Filme: John Krim, Agent 006, ist einem FBI-Agenten auf der Spur, der hinter dem Diebstahl eines Lasergewehrs aus einem deutschen Labor stecken soll und vermutlich mit einer Waffenschieberbande zusammenarbeitet. Wie sein berühmter Kollege 007 stolpert Krim bei seiner Mission von einem Abenteuer ins nächste, durchquert Meere und Wüsten. Auch Bond-Girls spielen eine Rolle: Tamara und Goldfeather umgarnen den Agenten und verfolgen dabei eigene, undurchsichtige Ziele. Ein Humor, der dem Zeitkolorit der 1960er-Jahre entspricht und heute teilweise als frauenfeindlich empfunden werden kann, dennoch als Genre-Parodie zeitlos unterhaltsam bleibt.
›Im Staub der Sterne‹
DDR 1976, Regie: Gottfried Kolditz, 96 min, engl. UT, FSK: 6
Mit: Jana Brejchová, Alfred Stuwe, Ekkehard Schall, Milan Beli, Sylvia Popovici, Violeta Andrei, Leon Niemczyk, Regine Heintze
Das Raumschiff Cynro folgt einem Notruf und nimmt Kurs auf den Planeten TEM. Dort wird die Besatzung von den Herrschenden zu einem rauschenden Fest mit psychedelischen Tanz- und Musikeinlagen eingeladen. Doch in den Tiefen eines Bergwerks leisten die Bewohner*innen des Planeten Zwangsarbeit. Der Widerstand der Unterdrückten führt schließlich zu einer Rebellion. Der Science-Fiction-Film überzeugt weniger durch seine gleichnishafte Handlung als durch exzentrische Kostüme, kuriose Tanzszenen und ein buntes Set-Design im Stil der 1970er-Jahre.
›Der Mann, der nach der Oma kam‹
DDR 1971, Regie: Roland Oehme, 93 min, Deutsch ohne UT, FSK: 6
Mit: Winfried Glatzeder, Rolf Herricht, Marita Böhme, Katrin Martin, Rolf Kuhlbach, Ilse Voigt, Herbert Köfer
Günter und Gudrun Piesold sind ein beruflich eingespanntes Ehepaar. Für Haushalt und Kinder ist die Oma zuständig – bis sie eines Tages heiratet und den Dienst quittiert. Als Chaos ausbricht, suchen sie per Anzeige eine neue Hilfe. Die Überraschung ist groß, als sich ein junger Mann bewirbt. Erwin Graffunda, charmant, intelligent und tatkräftig, bringt den Haushalt in Ordnung und bietet den Nachbar*innen Anlass zum Tratschen. Mit Witz und spielerischer Umkehrung der Geschlechterrollen wurde der Film zu einer der erfolgreichsten Komödien der DEFA und ist bis heute Kult.
›Belcanto oder Darf eine Nutte schluchzen?‹
BRD 1977, Regie: Robert van Ackeren, 95 min, engl. UT, FSK: 12
Mit: Kurt Raab, Romy Haag, Udo Kier, Nikolaus Dutsch, Helga Krauss, Gabriele LaFari
Diese stilisierte Satire, inspiriert von Heinrich Manns Roman ›Empfang bei der Welt‹, beleuchtet die unheilvolle Allianz von Kapital und Kultur: Ein erfolgloser Intendant versucht, bei einer Gala mit Persönlichkeiten aus der Kultur- und Finanzwelt Geld für ein neues Opernhaus zu sammeln (und so auch seine eigene Karriere zu sichern) – ein Versuch, der kläglich scheitert. Kultdarsteller*innen wie Kurt Raab, Udo Kier und Romy Haag sowie expressive Schwarz-Weiß-Bilder, überzeichnete Gesten und A-cappella-Gesang machen den Film zu einem ungewöhnlichen Seherlebnis.
›Anita – Tänze des Lasters‹
BRD 1987, Regie: Rosa von Praunheim, 87 min, engl. UT, FSK: 16
Mit: Lotti Huber, Ina Blum, Mikael Honesseau, Rosa von Praunheim
Im Berlin der 1920er-Jahre erregte die Nackttänzerin Anita Berber mit ihrer exzentrischen und kompromisslosen Art Aufsehen. Rückblickend verkörpert sie idealtypisch die wilde Zeit zwischen Krieg, Inflation, sexueller Befreiung und Drogenrausch. Rosa von Praunheim rahmt seine Hommage an diese radikale Persönlichkeit durch die Erzählung von einer alten Frau, die in eine psychiatrische Klinik eingewiesen wird. Die Patientin, gespielt von der Kultdarstellerin Lotti Huber, hält sich für Anita Berber. Ihre Fantasien zitieren die Bilderwelt des expressionistischen Stummfilms und werden von der Kamerafrau Elfi Mikesch visuell ausdruckstark in Szene gesetzt.
›Das ist ein Ende‹
BRD 1981, Regie: Ulrike Pfeiffer, 15 min, engl. UT, Altersbewertung: ab 6
Dieser experimentelle Kurzfilm spielt mit Genre-Konventionen und Erwartungen: Lose verknüpfte Elemente aus Nouvelle Vague, Krimi und Stummfilm werfen Fragen auf: Was haben die drei jungen Männer im Auto mit der Frau im Café zu tun? Auf wen wartet sie? Elektronische Klänge von padeluun, die an Funkgeräusche erinnern, verbinden die Szenen und erwecken den Eindruck, Außerirdische seien die Beobachter der rätselhaften Ereignisse.
›Macumba‹
BRD 1982, Regie: Elfi Mikesch, 88 min, engl. UT, FSK: 18
Mit: Magdalena Montezuma, Bernd Broaderup, Heinz Emigholz, Carola Regnier, Fritz Mikesch, Frank Ripploh, Edith Lechtape
In einem Berliner Abbruchhaus lebt eine Gruppe junger Menschen in den Tag hinein. Träume, Wünsche und Obsessionen sind realer als die Wirklichkeit. Magda erfindet den Detektiv Max Taurus, der besessen von Verbrechen ist und immer tiefer in das Haus eindringt. Alles erscheint ihm verdächtig – insbesondere die merkwürdigen Bewohner*innen und deren zwischen Liebe und Gewalt changierenden Beziehungen. Fantasie und Realität vermischen sich mit der atmosphärischen und bisweilen fremdartigen Musik zu einem alptraumartigen Gespinst. Ein hypnotisches Werk über die Kraft der Imagination.
›Fucking City‹
BRD 1982, Regie: Lothar Lambert, 89 min, engl. UT, Altersbewertung: ab 16
Mit: Ulrike Schirm, Stefan Menche, Lothar Lambert, Dagmar Beiersdorf, Mustafa Iskandarani,
Erika Rabau
In diesem Low-Budget-Film erkundet Underground-Regisseur Lothar Lambert Sehnsüchte und sexuelle Fantasien, die die Hauptfiguren verbindet: das Berliner Ehepaar Rüdiger und Helga, ihr Metzgerkollege Kurt und dessen Schwester Klara, die zu Besuch in der Großstadt ist. Zwischen Voyeurismus, Pornofilm und Gruppensex zeigt der Film stereotype Vorstellungen und Klischees, stellt sie aber auch infrage. Der humorvolle und provokante Blick hinter die Fassade der „Normalität“ sorgt für eine ungeschönte Auseinandersetzung mit Exotismus-Fantasien und gesellschaftlichen Projektionen.
›Das deutsche Kettensägenmassaker‹
D 1990, Regie: Christoph Schlingensief, 63 min, engl. UT, FSK: 16
Mit: Karina Fallenstein, Susanne Bredehöft, Artur Albrecht, Volker Spengler, Alfred Edel, Dietrich Kuhlbrodt, Reinald Schnell, Udo Kier, Irm Hermann
Genreklassiker wie ›Psycho‹ und ›The Texas Chainsaw Massacre‹ inspirierten Christoph Schlingensief zu diesem kruden Splatterfilm über die deutsche Wiedervereinigung: Während der Feierlichkeiten zum 3. Oktober 1990 ersticht die Ostdeutsche Clara ihren Ehemann und flieht in den Westen. Dort wütet eine Metzgerfamilie, die ehemalige DDR-Bürger*innen abschlachtet. Ein trashiger, böser und radikaler Kommentar zur Wiedervereinigung, der statt eines ›Zusammenwachsens‹ Zerstückelung und Einverleibung grell in Szene setzt.
Selects #11: Cult und Quirky, 1.2.–30.4.25, hier geht es zum Trailer
Kostenlos und ohne Abo
Bis zum 31.1.25 ist das Programm von »Selects #10: Community« verfügbar.